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Ordensburg Karkus (Karksi ordulinnus)


Karksi

 

Viljandi maakond

 

Estland

GPS: +58° 6' 21.34", +25° 33' 52.96"

Beschreibung:

Ordensburg:

Karkus im Pernauschen Kreise, am rechten hohen Ufer der Halliste, urkundlich 1248, wie es scheint, bereits als Ordensvogtei genannt. Zur Zeit des Ordensmeisters Eberhard von Munheim (1328-40) zerstoerten die Samaiten die Burg, doch sie wird wohl bald wieder hergestellt worden sein. Es werden hier 23 Voegte von 1248-1535 genannt, danach wurde Karkus durch Kaemmerer und Kumpane des Meisters bis 1562 verwaltet. Als der Ordensmeister Joh. Wolthus v. Herse 1470 seine Residenz von Riga nach Fellin verlegte, versetzte er den Komtur Bernd von der Heide aus Fellin nach Karkus unter Beibehaltung seiner Komturwuerde, so dass 1470-71 Karkus aufhoerte, ein Kammergebiet des Meisters zu sein. Am 12. Okt. 1484 starb hier der Probst der Rigaschen Kirche, Georg Hollant, als Gefangener des Ordens. Nach Zusammenbruch des Ordensstaates bildete die feste Burg einen Zankapfel, wurde 1560 von den Russen, 1561 von den Polen, 1563 von den Schweden und 1574 wiederum von den Russen erobert, die sie dem Herzog Magnus gaben, der hier einige Zeit sein Hoflager hielt und die Feste bis zu seinem Tode am 18. Maerz 1583 besass. Danach verlieh sie Stephan Bathory 1584 dem Juergen Fahrensbach (gefallen 1602 beim Sturm auf Fellin). Herzog Karl von Soedermanland eroberte Karkus im Sommer 1601. [...] Wann Karkus zur Ruine wurde, steht nicht fest. Im 18. Jahrhundert war es wohl laengst zerstoert, als J. Chr. Brotze seine Zeichnungen anfertigte. Nach einem Plane im Stockholmer Kriegsarchiv aus der 2. Haelfte des 17. Jahrhunderts nuss damals die Burg noch in gutem Zustande gewesen sein, namentlich die Hauptburg, wo eine Treppe zum zweiten Stock im inneren Hof gezeichnet ist. Die Burg war 1633 jedenfalls noch in verteidigungsfaehigem Zustande, wie aus einem Schreiben von Axel Oxenstjerna ... zu ersehen ist.

 

Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922



Nach mehreren Zerstoerungen der vermutlich hoelzernen ersten Burg wurde die Bauarbeiten an der Ordensburg Karkus schliesslich im 14. Jahrhundert abgeschlossen. Aus Sicht der Verwaltung des Ordenslandes Livland war es eine der zentralen Befestigungen in Suedestland. Bis 1470 diente sie als Ordensvogtei, danach auch als Sitz des Komturs. Nach der Ordenszeit wechselte Karkus mehrfach den Besitzer, so war die Burg in der Hand der Russen, Polen und Schweden.

 

Von der Hauptburg auf den hohen Ufer der Halliste haben sich nur wenige Mauerreste erhalten. Von der Vorburg im Suedosten war sie durch einen breiten Graben getrennt, ueber den eine Zugbruecke fuehrte. Von dieser sind noch zwei Pfeilerfragmente zu sehen. Im Nordosten der Vorburg sind neben dem Nordturm und dem Burgtor noch der Torturm sowie Ostturm mit Resten der Mauer vorhanden. Im oestlichen Bereich der Vorburg gab es als zusaetzlichen Schutz mehrere Kanonentuerme, auf die heute nur noch Mauerreste und Fundamente hinweisen. Hier im Osten der Vorburg steht auch die Kirche von 1778 mit dem leicht schiefen Kirchturm. Die gesamte Burganlage ist von tiefen Graeben umgeben.

 

Ein Plan aus dem 17. Jahrhundert, angefertigt 1656 durch die Schweden und heute befindlich im Kriegsarchiv Stockholm, gibt einen guten Ueberblick ueber die einzelnen Bauten der ehemaligen Ordensburg. Im Grossen Nordischen Krieg (1700-1721) wurde Karkus zerstoert und ist seitdem Ruine.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss Infotafel
Grundriss bei Tuulse
Grundrissplan 1656
Lageplan 1827 Paulucci
Ansicht 1797 Brotze
Ansicht 1800 Brotze
Ansicht 1800 Brotze
Ansicht 1815 Veit
Ansicht 1827 Paulucci
Ansichtskarte um 1910
Ansichtskarte um 1912
Ansichtskarte um 1920
Ansichtskarte 1940

Ein Eintrag zur Burg Karkus findet sich auch in Merians "Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae" von 1652:

Karkus / Kerkus / oder Karkhauß. Im Liffland / ein Schloß / so A. 1563. von dem Schwedischen Kriegsvolck überhaschet worden. An. 1573. ward dieses Hauß von den Moscowitern eingenommen / und Hertzog Magno zu Holstein zugestelt. Als hernach der Großfürst / mit Polen Fried gemacht / und dem König Stephano gantz Liffland überlassen; so hat dieser Polnische König / nach des gedachten Hertzogs Magni Todt / dem Obristen Georg Farensbeck / einem Liffländer dieses Schloß Kerkus oder Karkus / zu welchem wohl ein tausend Bauren gehören / geben; wie hievon mit mehrerm Laurentius Müller / in seinen Liffländischen Historien / lit.L. ij. b. zulesen.

 

Die Ruine der Burg Karkus ist in der offiziellen Denkmalschutzliste Estlands unter der Nummer 14485/561 seit 17.02.1998 als architektonisches Denkmal erfasst.


Zeittafel:


1248 urkundlich Erwaehnung als Ordensvogtei
zwischen 1328-40 Zerstoerung durch einen Angriff der Samaiten
1248-1535 23 Voegte werden genannt
12.10.1484 Tod des Probstes Georg Hollant als Gefangener des Ordens
1560 Eroberung durch russische Truppen
1561 Einnahme durch polnische Truppen
1563 Eroberung durch die Schweden
1574 Einnahme durch russische Truppen
1574-1583 Im Besitz von Herzog Magnus von Holstein (Bischof von Oesel, Kurland und Reval (seit 1560), König von Livland (seit 1570), geb 7.1.1540, gest. 18.3.1583 Pilten (Kurland))
1584 Verlehnung an Juergen von Fahrensbach
1601 Einnahme durch Herzog Karl von Soedermanland
1765 Teilung des Gutes: 1. Haelfte General Graf Lacy und  ...
1795 ... 2. Haelfte Staatsrat Joh. von Weidemeier

Fotos:


Album mit 45 Fotos


vor Ort

2010


Literaturauswahl und Links:


Loewis of Menar: Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922
Tuulse: Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942
Fahne:
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint
Miltitzer, Klaus: 
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005
Turnbull:
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004
Borowski, Tomasz: Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010
Helme, Mart: Eestimaa Linnuste Teejuht, 2003
Girgensohn: Die Ostseeprovinzen, 1916
Urban, William: Teutonic Knights - A Military History, Reprint 2011

Chroniken aus dem 14. Jahrhundert:
Heinrich v. Lettland:
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959
Unbekannt:
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844
Hermann v. Wartberge:
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 


Google Maps:
Satellitenbild



www.burgen-im-ordensland.de

 
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