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Beschreibung:
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Ordensburg: |
Fellin im gleichnamigen Kreise, schoene Ruine einer grossen Ordenskomturei. Nach Einnahme der Heidenburg Viliende am 15. August 1223, erbauten die Livlaendischen Schwertbrueder seit 1224 eine sehr feste Ritterburg und zwar als Hoehenburg, in der 1234 ein Magister Ricolfus residierte. Es gab hier 39 Komture des Deutschen Ordens 1248 - 1559 und 5 Voegte zu Sackala 1248 - 1369, die wohl auch in Fellin sassen. Die Burg wurde 1560 von den Moskowitern genommen, die sie 1582 den Polen abtraten, von denen sie die Schweden 1600 und 1608 eroberten. Koenig Gustav Adolph verlehnte Fellin dem Grafen Jacob de la Gardie 1624, und jetzt gehoert das Gut dem Freiherrn von Ungern-Sternberg. Die Burg scheint erst im 17. und 18. Jahrhundert verfallen zu sein.
Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922 |
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Die Estenburg Viliende wurde bereits 1210 vom Schwertbruederorden erfolglos belagert, Heinrich von Lettland berichtet ausfuehrlich darueber und bei einem erneuten Angriff 1217 wahrscheinlich eingenommen. Auf einem weiteren Kriegszug des Schwertbruederordens, verstaerkt wohl durch Hilfstruppen der Liven und Letten, wurde dann am 15.08.1223 die wieder in der Hand der Esten befindliche Burg Viliende erneut und endgueltig erobert. Heinrich von Lettland erwaehnt auch dieses Ereignis kurz in seiner Livlaendischen Chronik anlaesslich der Schilderung der Einnahme der estnischen Burg Dorpat genau ein Jahr spaeter.
Kurz darauf errichtete der Orden auf dem langgestreckten Huegel am See auf den Resten der Estenburg in mehreren Bauabschnitten eine der groessten und staerksten Burgen des Landes. Sechzig Jahre spaeter (1283) erfolgte die Verleihung der Stadtrechte durch den Ordensmeister Wilhelm von Endorpe an die Stadt Fellin, die mit der Ordensburg eine Verteidigungseinheit (siehe Grundriss Loewis of Menar) bildete. Suedlich der von tiefen Graeben und Mauern umgebenen Stadt schlossen sich die zwei Vorburgen sowie die Hauptburg des Ordens, ebenfalls durch tiefe Abschnittsgraeben getrennt, nahtlos an.
Ende des 13. Jahrhunderts war der Ausbau der ersten Konventsburg in Estland weitestgehend abgeschlossen. Das Haupt- tor wurde zusaetzlich durch einen quadratischen siebenstoeckigen Hauptturm, den "Langen Hermann", gesichert. Die Gebaeude um den Innenhof (Kapitelsaal, Refektorium, Dormitorium, Kapelle etc.) mit einer Seitenlaenge von 55 m wiesen eine ausserordentliche Fuelle von hochwertigem skulpturalem Dekor an Konsolen, Kapitellen, Fenstern und Portalen aus Oeseler Dolomit auf. Im Suedbereich gab es einen Dansker, von dem noch Reste zu sehen sind.
Mitte des 15. Jahrhundert wurden die Mauern der Hauptburg erhoeht, verstarkt und mit Kanonenscharten versehen. Die beiden zur Stadt hin vorgelagerten Vorburgen waren bereits seit dem 13. Jahrhundert befestigt und wurden ebenso bis zum Beginn des Livlaendischen Krieges verstaerkt. Letzte Baumassnahme war wohl der suedwestliche Kanonenturm. Auf den Vorburgen waren verschiedene Wirtschaftsgebaeude vorhanden, Stallungen fur hundert Pferde sowie die Unterkuenfte fuer die Besatzung.
Nach einer kurzen Belagerung wurde die Burg 1560 von den Russen besetzt, die sie 1582 an die Polen weitergaben. Trotz der Beschaedigungen im Livlaendischen Krieg (1558-1583) wurde die Burganlage eingeschraenkt weitergenutzt, bis dann im Grossen Nordischen Krieg (1700-1721) durch weitere nicht mehr reparable Zerstoerungen das endgueltige Aus fuer die ehemalige Ordensburg kam. |
Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl): | |||||
Vorhanden ist heute noch u.a. die aeussere Backsteinmauer des Westfluegels des Konventsbaus, ebenso das Haupttor, von den uebrigen Bereichen sind groesstenteils ansehnliche Reste der Feldsteinfundamente erhalten. Auf den Vorburgen befinden sich noch Mauerreste und ebenfalls Feldsteinfundamente der Ringmauern. Beeindruckend ist vor allem die Gesamtsituation mit den von tiefen Graeben umgebenen drei Burghuegeln vor der Stadt.
Bei unserem ersten Besuch 2008 gerieten wir im Juli prompt in das alljaehrlich stattfindende Viljandi Folk Music Festival, das u.a. auch die Freilichtbuehne auf der Hauptburg nutzt. Menschenmassen in der ganzen Stadt und ohne teures Konzertticket durfte die Burg ohnehin nicht betreten werden. Den Veranstaltungstermin im Juli sollte man also als Burgenkundler tunlichst meiden, es sei denn, man ist auch oder speziell an traditioneller estnischer Musik interessiert.
Ein Eintrag zur Burg Fellin findet sich auch in Merians "Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae" von 1652: Vellin / Velinum, So von theils mit einem F. geschrieben wird / ist ein Städtlein / und Schloß / im Hertzogthum Esthland / oder Esthonia, zwischen Pernau / und Derpt / gelegen / so vor diesem ein stattliche Comptorey gewesen. Daß Schloß ist von Natur / und Gebäuen / also versehen / daß es seines gleichen wenig in Lifland hat. Anno 1560. (Paulus Oberborn sagt / vom Jahr 1558.) haben die Moscowiter das Städtlein erobert / und verbrendt; darauff das Schloß von den gottlosen Soldaten / die doch an Proviant / und Gelt / keinen Mangel gehabt / sampt dem alten Ordens-Meister / Herrn Wilhelm Fürstenberg; den 22. Augusti / den Moscowitern auch übergeben worden; und ist er / der Meister / nebenst Bischoff Herman von Derpt / nach etlichen Jahren in der Moscau gestorben. Es bekamen diesen Ort mit der Zeit die Schweden / denen solchen An. 1602. die Polen entzogen; folgends aber denselben die Schweden wieder erobert / denen er noch gehörig ist.
Die Ruine der Burg Fellin ist in der offiziellen Denkmalschutzliste Estlands unter der Nummer 14709/548 seit 17.02.1998 als architektonisches Denkmal erfasst. |
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Zeittafel:
15.08.1223 | Eroberung der Estenburg Viliende |
1224 | Baubeginn der Ordensburg Fellin |
1234 | wird ein Magister Ricolfus als auf der Burg residierend genannt |
1248 - 1559 | Komturssitz, bekannt sind 39 Komture |
1343 | Goswin von Herike ist Komtur von Fellin |
1410 | Teilnahme einer kleinen livlaendischen Einheit aus Fellin an der Schlacht bei Tannenberg. Das Banner wurde von den Polen erbeutet. Die beiden Anfuehrer, Walter von Gyelze und Walter von Kyerchdorff, wurden gefangen genommen und sollen im Burgturm von Krakau zu Tode gekommen sein. (B.P.) |
1481 | Erfolgreiche Verteidigung gegen russische Streitkraefte |
1543 | Wilhelm von Fuerstenberg ist Komtur von Fellin |
1560 | Einnahme durch russische Truppen (Moskowiter) |
1582 | Übernahme durch polnische Truppen |
1600 und 1608 | Einnahme durch schwedische Truppen |
1602 | Tod des livlaendischen Obristen Juegen von Fahrensbach beim Sturm auf Fellin |
1624 | Verlehnung an den Grafen Jacob de la Gardie durch Gustav Adolph |
Fotos:
Album mit 49 Fotos |
vor Ort |
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2008 2010 |
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Literaturauswahl und Links:
Loewis of Menar: | Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922 |
Tuulse: | Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942 |
Fahne: |
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint |
Miltitzer, Klaus: |
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005 |
Turnbull: |
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004 |
Borowski, Tomasz: | Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010 |
Helme, Mart: | Eestimaa Linnuste Teejuht, 2003 |
Girgensohn: | Die Ostseeprovinzen, 1916 |
Urban, William: | Teutonic Knights - A Military History, Reprint 2011 |
Chroniken aus dem 14. Jahrhundert: |
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Heinrich v. Lettland: |
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959 |
Unbekannt: |
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844 |
Hermann v. Wartberge: |
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 |
Google Maps: |
Satellitenbild |
www.burgen-im-ordensland.de