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Bischofsburg Treyden (Turaidas bīskapa pils)


Turaida

 

Rīgas Rajons

Region Rīga


 

Lettland


GPS: +57° 11' 0.87", +24° 50' 58.92"

Beschreibung:

Bischofsburg:

Treyden im Rigaschen Kreise, Hoehenburg auf einem Vorsprung am linksseitigen Talrande der Treyder-Aa, war eine Feste des Erzbischofs von Riga und hat ihren Namen von der nahen heidnischen Wallburg Thoreida (vom livischen Goetzen Tara und aida d.i. Garten) erhalten. Die Landschaft Treyden fiel dem Bischof Albert bei der ersten Teilung Livlands 1207 zu und 1214 wurde hier die Burg unter dem Namen Fredeland erbaut. Sie wurde oft von der Kriegsfurie mitgenommen, vom Orden 1405-1417 besetzt und von dessen Voegten verwaltet, desgleichen 1479 und im Sommer 1556. Sie spielte auch spaeter noch eine Rolle bei den vielen Kriegen in Livland, wurde im 18. Jahrh. noch bewohnt, bis ein Feuerschaden sie 1776 zerstoerte. Die oft dargestellte malerische Backsteinruine gehoert jetzt dem Baron Alexander Stael von Holstein. Auf dem Plan nach dem Original im St. K. sehen wir den langestreckten Burgbering. Die Burgstrasse fuehrte durch das Vorburgtor beim Nordturm (Fundamente erhalten) zum Haupttor beim Turm in den Burghof. Der Hauptturm ist 27 m hoch, war urspruenglich 30 m hoch und hat einen Umfang von 36,5 m. Der Palas ist zerstoert, nur die Gemaecher t. und u. sind zum Teil erhalten, ebenso die Tuerme h. sowie das Gebaeude k.

 

Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922



Die Burg von Turaida wurde 1214 auf Anordnung des Erzbischofs Albert von Riga durch den Bischof Philipp von Ratzeburg auf den Resten der Holzburg eines Aeltesten der Liven namens Kaupo errichtet und diente auch als Gegengewicht zur Burg des Schwertbruederordens in Sigulda. Die Burg bekam den Namen Fredeland. 1297 reiste der Erzbischof Johann von Riga wegen eines Fussleidens nach Flandern. Waehrend dieser Zeit wurde der Schwertbruederorden beauftragt, die Laendereien und Gueter des Bistums zu verwalten. Hierbei kam es zu Kompetenzstreitigkeiten mit der Stadt Riga und schliesslich u. a. zur Gefangennahme des zurueckgekehrten Erzbischofs Johann in der Burg Treyden. 1405–17, 1479–85 und 1556 war die Burg vom Deutschen Orden besetzt. 1559 verwuestete das russische Heer unter Ivan IV. Groznyj die Burg. Treyden wurde 1561 von Polen und 1601 von Schweden erobert. Sie war bewohnt, bis sie im Jahr 1776 mit Ausnahme des Turms abbrannte. Von 1953 bis 1988 wurde die Anlage rekonstruiert.

 

Merian und Zeiller berichten in ihrer "Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae" 1652 ueber eine Einnahme der Burg Treyden im Jahr 1576:

"Ein ansehenliche Vestung in dem Theil deß weyland gewesten Rigischen Ertzbisthums / so auff der Lemsischen Seiten gelegen; welches der Moscowiter eingenommen; aber An. 1576. demselben Johannes Bürinck von Braunschweig / deß Polnischen Stadthalters in Lifland / Herrn Johann Kotchiewitz / Secretarius, mit List wieder abgenommen / in dem er etliche in unteutschen Baurenkleidern / auff Schlitten / wie Henning / oder Wägen / wie Laurent. Müller sagen / mit Holtz darfür geschickt / denen / auß Unvorsichtigkeit / das Thor geöffnet worden / und sie also dieses veste Hauß einbekommen; bey welchem Anno 1309. die von Riga den Teutschen Orden geschlagen haben."

 

Bei grossangelegten archaeologischen Ausgrabungen wurden zwischen 1974 und 1976 ungefaehr fuenftausend Funde gemacht mit dabei wichtigen Entdeckungen. Die interessantesten davon sind mittelalterliche Oefen, die Bierbrauerei, das Bad mit dem Brunnen, drei Dutzend kupferne und silberne Muenzen, Pfeilspitzen aus Metall, toenernes Geschirr und Naegel für die Hufeisen, vieles heute im Museum auf der Burg zu sehen. Besonderes Interesse gilt den obenerwaehnten Oefen, deren Prinzip der Beheizung schon in den oeffentlichen Baedern im alten Rom verwendet wurde. Die warme Luft der Oefen der Burg Treyden stieg in Roehren im Ziegelmauerwerk auf und verteilte sich in den Waenden und unter den Fussboeden der mittelalterlichen Festung. Der vollstaendig wiederaufgebaute Hauptturm (Bergfried mit Wohngeschossen incl. eines Kamins) mit einer Hoehe von 26 m steht auch als Aussichtsplattform für die zahlreichen Touristen zur Verfuegung. Ausser dem Turm sind auch einige Bereiche der Burgmauern, der halbrunde Westturm, der Nordturm und der Suedturmbau wiederhergestellt.

 

1601 wurde die Burg Treyden von den Schweden angegriffen und eingenommen. In der Naehe des Schlosses fand der Gerichtsschreiber Greif unter vielen Erschlagenen ein noch lebendes kleines Maedchen von wenigen Monaten. Greif nahm das Maedchen zu sich und nannte es Maja. Damit begann die tragische Geschichte der Rose von Turaida (siehe unten). Lange Zeit galt diese Ueberlieferung nur als Legende oder Sage. Als Mitte des 19. Jahrhunderts das Rigaer Schloss instandgesetzt wurde, fand man allerdings in den Kellern Gerichtsakten aus dem 17. Jahrhundert, unter anderem eben auch Briefe und Protokolle des damaligen Gerichtsprozesses wegen des Mordes an dem Maedchen Maja. Das Grab der Rose von Turaida befindet sich im Park vor der Burg Treyden.

 

Burg Treyden (Turaidas pilskalns un viduslaiku pils) ist in der offiziellen Denkmalschutzliste Lettlands unter der Nummer 2147 seit 18.12.1998 als archaeologisches Denkmal erfasst mit der Einstufung "von nationalem Interesse".


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss nach Lowis of Menar
Rekonstruktionszeichnung
Rekonstruktionszeichnung
Aufnahme um 1900
Aufnahme um 1900
Grafik um 1850
Ansichtskarte um 1900
Ansichtskarte um 1900

Im Park der Burg von Turaida liegt das vielbesuchte Grab der Rose von Turaida:

 

Nach einer Schlacht zu Fuessen der Burg im Jahr 1601 fand der Burgschreiber auf der Suche nach Ueberlebenden ein Baby in den Armen seiner toten Mutter. Er zog das Maedchen wie eine eigene Tochter auf und gab ihm den Namen Maja (oder Maija). Herangewachsen wurde sie wegen ihrer Schoenheit die Rose von Turaida genannt. Sie liebte Viktor, den jungen Gaertner des Schlosses von Sigulda. Im Herbst 1620 wollten die beiden heiraten.

Kurz zuvor erhielt Maja einen Brief von Viktor, der sie um eine Begegnung bei der Gutmannhoehle (Gutmana ala), ihrem gewoehnlichen Treffpunkt, bat. Sie begab sich in Begleitung von Lenta, der jungen Tochter ihres Adoptivvaters, zur Hoehle. Dort lauerte Adam Jakubovsky, ein polnischer Adliger, auf sie und wollte sie zwingen, seine Frau zu werden. Maja versprach, ihm ihr Halstuch zu schenken, das den Träger unverwundbar mache, falls er sie gehen liesse, und forderte ihn auf, die Wirkung des Tuches an ihr zu erproben. Jakubovsky schlug daraufhin mit einem Beil zu, Maja starb und hatte ihre Ehre gerettet.

Am Abend kam Viktor zur Hoehle und fand die Leiche seiner Verlobten. Zunaechst fiel der Mordverdacht auf ihn. Vor Gericht trat jedoch ein Zeuge namens Peteritis (oder Peteris) Skudritis auf und sagte aus, er habe im Auftrag von Jakubovsky den verhaengnisvollen gefaelschten Brief überbracht. Lenta bestaetigte den Tatverlauf. (Anmerkung: Der fluechtige Taeter beging inzwischen Selbstmord). Viktor beerdigte seine Verlobte bei der Burg, pflanzte eine Linde auf das Grab und verließ die Gegend für immer. Heute noch legen Jungvermaehlte Blumen auf das Grab der Rose von Turaida.

(es gibt ausfuehrlichere Versionen dieser Geschichte, diese kurze ist aus wikipedia)


Zeittafel:


1214
Errichtung der Burg Fredeland (Treyden) durch den Bischof Philipp von Ratzeburg
1297
achttaegige erfolgreiche Belagerung durch den Schwertbruederorden unter dem Ordensmeister Bruno
1301
Einkerkerung des Erzbischofs von Riga auf Burg Treyden
1405-17
Besetzung der bischoeflichen Burg durch den Deutschen Orden
1479-85
Besetzung der bischoeflichen Burg durch den Deutschen Orden
1556
Besetzung der bischoeflichen Burg durch den Deutschen Orden
1559
Eroberung durch russische Truppen
1561
Eroberung durch polnische Truppen
1601
Eroberung durch schwedische Truppen
1776
Zerstoerung durch Brand
seit 1953
Wiederaufbau

Fotos und Panoramen:


Album mit 42 Fotos


vor Ort

2008

2009

2012


interaktive Panoramen (www.panoramaburgen.de)
Torturm Vorburg
Burghof mit Bergfried
Burghof mit Ostmauer
Suedansicht
Gewoelbe Suedturm
Bergfried Obergeschoss

Literaturauswahl und Links:


Loewis of Menar: Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922
Tuulse: Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942
Fahne:
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint
Miltitzer, Klaus: 
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005
Turnbull:
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004
Borowski, Tomasz: Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010
Gavars: Die Legende von Maja, der Rose von Turaida, 2005

Chroniken aus dem 14. Jahrhundert:
Heinrich v. Lettland:
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959
Unbekannt:
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844
Hermann v. Wartberge:
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 

Google Maps:
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www.burgen-im-ordensland.de

 
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