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Beschreibung: |
Kurz vor 1329 errichtete der Deutsche Orden von der Komturei Balga aus hier am Fluss Guber eine erste Burg, neben der sich schon bald eine Siedlung gruendete, die bereizs 1345 als Stadt bezeichnet wurde. Bei zwei Litauerueberfaellen 1344/45 und 1348 wurden Burg und Stadt gruendlich zerstoert. Merian und Zeiller berichten darueber in ihrer Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae von 1652: "Nahend Ressel / am Wasser Guber / und im Bartenland gelegen / ein Städtlein / und Schloß / so Anno 1329. gebaut worden seyn solle. Anno 1348. branten die Lithauer diesen Orth auß / und hat er auch sonsten im Krieg allerley außgestanden."
Am 11. November 1357 stellte Henning Schindekopf, Komtur von Balga, eine Urkunde aus, nach der ein gewisser Heinrich Padeluche die "Stadt Rastenburg genannt" neu zu gruenden hatte. Die Stadt bekam insgesamt 102 Hufen, wovon 52 steuerfrei waren. 4 Hufen wurden der Georgskirche uebergeben, 8 dem Schultheiss und 40 konnten die Buerger gemeinsam nutzen. Nach dem Wiederaufbau erhielt die Stadt ihre Handfeste zu kulmischem Recht.
Ende des 14. Jahrhunderts war der Ausbau der Stadt bereits abgeschlossen. Rastenburg war mit einer Stadtmauer aus Feld- und Backstein umgeben und besass zwei Stadttore, das Hohe oder Koenigsberger Tor und das Muehlentor. Auf einem Huegel in der Suedwestecke befand sich die damals einschiffige Georgskirche, die als Wehrkirche mit Wehrgang und Schiessscharten sowie mit vorgelegtem Parcham in die Stadtbefestigung einbezogen war. Auch der Bau der Ordensburg in der suedoestlichen Ecke der Stadtmauer war bereits vor dem Jahr 1374 vollendet. Die Burg war zu Beginn ein Bau mit drei Fluegeln, an der Westseite geschlossen mit einer Mauer samt Burgtor.
1440 trat Rastenburg dem Preussischen Bund bei, bei Ausbruch des Dreizehnjaehrigen Krieges 1454 eroberten die Buerger der Stadt die Burg, mussten sich aber 1461 dem Orden ergeben. Weitere Belastungen gab es im Dreissigjaehrigen Krieg, als der in schwedischen Diensten stehende Oberst Butler mit seinen Truppen 1628 die Stadt einnahm. Es gab Pluenderungen, die damals bekannte Lateinschule wurde verwuestet und 1629 mussten die Buerger neue Waelle und Schanzen errichten, um die Verteidigungsfaehigkeit der Stadt zu verbessern. Im Oktober des Jahres zogen die Schweden dann wieder ab.
Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit teils bis zu 10 m hoher Mauer und ehemals 13 Tuermen sind einige Bereiche erhalten, so der nordoestliche Eckturm mit anschliessendem Mauerzug im Norden, dazu im Westen ebenfalls einige Mauerteile in wohl urspruenglicher Hoehe und natuerlich die Wehrkirche St. Georg mit Parcham, Bahrenturm und Mauern; die beiden Stadttore wurden allerdings bereits 1819 abgebrochen. |
Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl): | |||||
1945 wurde Rastenburg zu 50% zerstoert, von der mittelalterlichen Altstadt hat sich fast nichts erhalten. Heute findet man hier viele Freiflaechen und eine neuzeitliche unpassend wirkende Bebauung mit Wohnbloecken. Die Stadtmitte Rastenburgs liegt inzwischen weit ausserhalb der ehemaligen Altstadt. 1946 wurde Rastenburg in Kętrzyn umbenannt. Im Jahr 2007 gab es eine 650-Jahr-Feier. Das alte Wappen der Stadt Rastenburg zeigt in Silber auf gruenem Boden zwischen drei Tannenbaeumen einen schwarzen Baeren. | ||||
Zeittafel:
1329 | erste Burg und Siedlung |
1344/45 und 1348 | Litauerueberfaelle |
1357 | Neugruendung der Stadt |
1370 | Anlage der noerdlichen Neustadt |
1440 | Beitritt zum Preussischen Bund |
1454 | Einnahme der Ordensburg durch die Stadt |
1461 | Uebergabe der Burg an den Orden |
1520 | erfolglose Belagerung durch polnische Truppen |
1628 | Einnahme durch schwedische Truppen unter Oberst Butler |
1647 | Zerstoerung durch Brand |
1761 | Zerstoerung durch Brand |
1945 |
kriegsbedingte Zerstoerungen |
Fotos und Panoramen:
Album mit 29 Fotos |
vor Ort |
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2011 2012 |
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interaktive Panoramen (www.panoramaburgen.de) |
Nordostturm - Feldseite |
Wehrkirche St.Georg |
Suedwestmauer - Feldseite |
Literaturauswahl und Links:
Herrmann, Christofer: |
Mittelalterliche Architektur im Preussenland, Petersberg 2007 |
Herrmann, Christofer: |
Burgen im Ordensland, Wuerzburg 2006 |
Borchert, Friedrich: |
Burgenland Preussen, Muenchen/Wien 1987 |
Borchert, Friedrich: |
Burgen, Staedte, Deutsches Land, Essen 1991 |
Torbus, Tomasz: | Die Konventsburgen im Deutschordensland Preussen, Muenchen 1998 |
Jackiewicz-Garniec, M.: |
Zamki państwa krzyżackiego, Olsztyn 2006 |
Turnbull, Stephen: |
Tannenberg 1410 - Disaster for the Teutonic Knights, 2003 |
Clasen, Karl Heinz: |
Die mittelalterliche Kunst im Gebiete des Deutschordensstaates Preussen - Die Burgbauten, Muenchen 1927 |
Dusburg, Peter von: | Chronik des Preussenlandes (Chronica Terre Prussie), Darmstadt 1984 |
Autorenkollektiv: | Handbuch der Historischen Staetten: Ost- und Westpreussen, Stuttgart 1966 |
Dehio: | Handbuch der Kunstdenkmaeler West- und Ostpreussen, Muenchen/Berlin 1993 |
Biskup/Labuda: | Die Geschichte des Deutschen Ordens, Osnabrueck 2000 |
Matthäus Merian/Martin Zeiller: |
Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Brandenburg und Pommern), Frankfurt 1652 |
Google Maps: | Satellitenbild |
www.burgen-im-ordensland.de
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