burzenland - marienburg

 

Ordensburg Marienburg (Cetatea Feldioara)


Feldioara

 

Siebenbuergen (Transilvania)

Judeţul Braşov

 

Rumaenien

GPS: +45° 49' 14.57", +25° 36' 21.73"

Beschreibung:


Im 13. Jahrhundert gehoerte das duenn besiedelte Burzenland zum Koenigreich Ungarn. Um diese im aeussersten Suedosten Siebenbuergens liegende Region, die durch Einfaelle der Kumanen und Walachen permanent gefaehrdet war, militaerisch zu sichern und den Landesausbau - zugunsten der Krone - voranzutreiben, holte der ungarische Koenig Andreas II. im Jahr 1211 den Deutschen Orden ins Land. Diesem kam das Anliegen des Koenigs wahrscheinlich sehr gelegen, da schon zu dieser Zeit angesichts der zersplitterten Besitzungen des Ordens - Hochmeistersitz war noch Akkon im Heiligen Land - die Errichtung eines zusammenhaengenden Territoriums unter eigener Hoheit als angestrebt angenommen werden kann.

 

Die Schenkungsurkunde hoerte sich dann auch gut an: "Den Kreuzfahrern vom Spital St. Marien, das einst in Jerusalem war, aber bald, weil das Zeitunglueck es forderte, in Akkon gelegen ist, haben wir mit Ruecksicht auf die Naechstenliebe das sogenannte Burzenland, jenseits der Berge gegen die Kumanen, freilich verlassen und unbewohnt, uebertragen, es in Frieden zu bewohnen und fuer immer frei zu besitzen."

 

Kurz darauf schickte der Hochmeister Hermann von Salza eine Gruppe von Ordensrittern unter Fuehrung des Komturs Theoderich ins geschenkte Burzenland. Der Orden begann zuegig mit seiner Arbeit, holte ueberwiegend deutsche   Siedler ins Land, baute fuenf Burgen, eine davon die Marienburg, das castrum mariae - der dortige Hauptsitz des Ordens, errichtete Kirchen, hielt Maerkte ab, praegte Muenzen, liess sich vom siebenbuergischen Bischof das Zehntrecht anerkennen, erweiterte das Ordensland nach Suedwesten und Suedosten und sicherte das Ganze militaerisch gut ab.

 

Durch soviel Erfolg beim Landesausbau ermutigt, liess sich der Orden 1223 und 1224 von Papst Honorius III. urkundlich bestaetigen, dass er nur den Papst als obersten Herrn ueber sich hat und das Ordensterritorium ins Eigentum des heiligen Petrus uebernommen und mit paepstlichem Schutz ausgestattet wird. Der Grundstein fuer einen eigenen Ordensstaat schien damit gelegt. Allerdings hatte der Hochmeister Hermann von Salza die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der in diesem Fall Koenig Andreas II. hiess.

 

Der ungarische Koenig hatte keineswegs die Absicht, auf das Burzenland zu verzichten und dauerhaft einen Staat im Staate ohne eigene Einflussmoeglichkeiten zu dulden. Schon 1222 hatte er erstmalig seine Schenkungen widerrufen, dann aber mit weiteren Privilegien urkundlich erneut bestaetigt. 1225 widerrief er nunmehr endgueltig saemtliche Schenkungen an den Orden und verjagte diesen nach kurzen Kaempfen und Belagerungen aus dem Burzenland. Selbst einige "boese Briefe" des Papstes vermochten nicht, diese koenigliche Entscheidung rueckgaengig zu machen. Damit war nach vierzehn Jahren die Episode Burzenland in der Geschichte des Deutschen Ordens abgehakt.

 

Welche fuenf Burgen der Deutsche Orden im Burzenland errichtet hat, ist mit Ausnahme der Marienburg nicht ganz zweifelsfrei erwiesen. Die Schwarzburg, die Toerzburg, die Rosenauer Burg, die Kreuzburg, ein Vorgaengerbau der Kirchenburg Tartlau, die Heldenburg (wohl eher nicht), die Burg auf dem Gesprengtberg bei Kronstadt und andere mehr stehen zur Diskussion. Hauptsitz des Ordens war aber unstreitig die nach 1211 wohl erst in Holz-Erde-Bauweise errichtete Marienburg, die sich auf einem langgestreckten Areal mit der Kirche im Westen bis zur Vorburg im Osten befand - auf dem Satellitenbild noch heute gut erkennbar.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss (Quelle: ThinkQuest)
Fotografie um 1900
Zeichnung um 1900
Grafik um 1900
Aufnahme um 1935 (Fotograf unbekannt)

Der noch sichtbare Rest der Burg ist das auf den Fotos festgehaltene ehemalige Vorwerk, das nach der Ordenszeit zu einer sogenannten Bauernburg, einer Fluchtburg der Bevoelkerung bei Tuerkeneinfaellen, ausgebaut wurde. Die baulichen Reste stammen wohl ueberwiegend aus dieser spaeteren Zeit. Die ovale bis 4 m starke und 6-7 m hohe Ringmauer war mit Schiess- und Pechscharten ausgestattet und durch vier Tuerme verstaerkt, von denen der Westturm noch teilweise erhalten ist. Grabungen im Jahr 1992 haben ergeben, dass die Bauernburg aus dem 15. Jahrhundert drei oder sogar vier Vorgaengerbauten hatte. Die Hauptburg des Ordens befand sich auf dem Gelaende zwischen der Kirche und der Bauernburg, heute in Privatbesitz und nicht zugaenglich. Nur ganz wenige Mauerreste sollen vorhanden sein.

 

Die Burg wurde nicht durch Kampfhandlungen, sondern bei einem Erdbeben 1838 zerstoert und danach nicht wieder aufgebaut. Der Burghuegel mit der ehemaligen Vorburg und spaeteren Bauernburg ist frei zugaenglich. Die Mauerreste sind in einem schlechten Zustand, der vor einigen Jahren von Pflanzen- und Baumbewuchs befreite Huegel (siehe Luftbild) waechst inzwischen (2010) wieder zu.


Zeittafel:


1211
Errichtung der Ordensburg
1225
Ende der Ordensherrschaft
1432
Zerstoerungen bei einem Tuerkeneinfall
15. Jahrhundert
Errichtung der Bauernburg
22.06.1529
Schlacht bei Marienburg
16.10.1612

Zweite Schlacht bei Marienburg:

Gabriel Báthory, Fuerst von Siebenbuergen war bekannt für seine Abneigung gegenueber den Siebenbuerger Sachsen. 1610 besetzte er Hermannstadt und liess es pluendern. Dem Kronstaedter Stadtrichter Michael Weiss gelang es jedoch, den Widerstand zu organisieren, so dass am 16. Oktober 1612 die Truppen des Fuersten in der Schlacht bei Marienburg geschlagen wurden. In dieser Schlacht starben neben Michael Weiss auch 39 Schueler des Kronstaedter Honterus-Gymnasiums.

1838
Zerstoerung durch Erdbeben


Fotos:


Album mit 28 Fotos


vor Ort


2010


Literaturauswahl und Links:


Zimmerling, Dieter:
Der Deutsche Ritterorden, Duesseldorf 1995
Zillich, Heinrich:
Siebenbuergen und seine Wehrbauten, Leipzig 1941
Bergmann, Wilhelm:
Reste Deutscher Ordensburgen in Siebenbuergen nebst einer Geschichte des Deutschen Ritterordens in diesem Lande 1211-1225, Freudenthal/Oesterreichisch-Schlesien 1909
Fabini, Hermann:
Atlas der siebenbuergisch-saechsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen, Band 1 und 2, Hermannstadt/Sibiu 2002
Amlacher, Erwin:
Wehrbauliche Funktion und Systematik siebenbuergisch-saechsischer Kirchen- und Bauernburgen, Muenchen 2002
Franke, Arne:
Das wehrhafte Sachsenland, Potsdam 2007
Roth, Harald: Historische Staetten Siebenbuergen, Stuttgart 2003
Nussbaecher, Gernot:
Aus Urkunden und Chroniken, Siebenter Band Burzenland, Kronstadt/Brasov 2008

Google Maps: Satellitenbild
Luftbild:
Ordensburg Marienburg



www.burgen-im-ordensland.de

 
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