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Ordensburg Lais (Laiuse ordulinnus)


Laiuse

 

Jõgeva vald

Jõgeva maakond

 

Estland

GPS: +58° 48' 47.08", +26° 32' 40.71"

Beschreibung:

Ordensburg:

Lais liegt 12 Werst oestlich von der Bahnstation Laisholm, wird erstmals 1406 urkundlich genannt und hatte einen Burggrafen D. O. 1416-1417 und 3 Hauptleute 1520-1558. Die Burg widerstand 1558 den Moskowitern, doch am 5. Aug. 1559 ergab sie sich und wurde vom Ordensmeister Kettler im Dezember 1559 belagert, beschossen  und vergeblich gestuermt. Die Burg war 1633 noch verteidigungsfaehig und hier hatte Karl XII. vom November 1700 bis zum Sommer 1701 sein Hauptquartier. Im nordischen Kriege scheint die Burg zugrunde gegangen zu sein.

Der Burgbering bildet ein verschobenes Viereck mit 3 runden Ecktuermen nach N., O. und S. und vielleicht einem 4. nach W. Ansehnliche Reste der Ringmauer und Tuerme sind erhalten. Ueber dem diese Wasserburg ganz umschliessenden Graben fuehrte vor dem Haupttore am N.-W.-Fluegel eine Bruecke aus der gleichfalls vom Wasser umgebenen Vorburg. Ein Parcham umgab die hohen Mauern der Hauptburg.

 

Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922



Der aelteste Teil der unweit der noerdlichen Grenze des Dorpater Bistums gelegenen Ordensburg Lais war eine kleine Wehranlage, vermutlich bereits im fruehen 14. Jahrhundert errichtet. Diese wurde ziemlich bald, als die groessere Ordensburg errichtet wurde, in die suedwestliche Ecke der Ringmauer eingebunden. Das Burgtor befand sich bei diesem ersten Ausbau in der suedoestlichen Mauer. Zusaetzlichen Schutz gab ein umlaufender Wassergraben.

 

Im fruehen 15. Jahrhundert wurde die Burganlage erneut umgebaut und verstaerkt. Das neue Tor wurde in die westliche Mauer gesetzt und mit einem Torhaus versehen. Mitte des Jahrhunderts bekamen die nordwestliche, nordoestliche und suedoestliche Ecke Rundtuerme, von denen die beiden erstgenannten als Ruinen erhalten sind, und die Ringmauer wurde erhoeht.

 

Im Livlaendischen Krieg wurde die Burg von russischen Truppen 1558 belagert und von diesen im August 1559 eingenommen. Eine Rueckeroberung durch Truppen unter dem Ordensmeister Kettler im Dezember 1559 misslang. Bei Brotze um 1800 liest sich das so:

"Die schwache Ordensbesatzung machte sich 1558 bey Annäherung einer großen rußischen Armee aus dem Staube daher es die Rußen ohne Schwerdschlag einnahmen u. wohl besetzten. Kettler rückte im folgenden Jahre davor, stürmte zweymal vergeblich, und zog bey einbrechender Kälte ab."

 

Beim Abzug der Russen wurde die Burg von diesen zerstoert. Trotzdem war sie danach wohl wieder aufgebaut und war bis 1622 polnischer Verwaltungssitz. Die Burg wurde dann waehrend des Polnisch-Russischen Krieges erneut beschaedigt und eingenommen. 1623 schenkte Koenig Gustav II. Adolf die Burganlage dem Oberst Henrik Fleming, der seinerzeit auch ihre Eroberung geleitet hatte.

 

Zu Beginn des Grossen Nordischen Krieges ueberwinterte hier 1700/1701 der schwedische Koenig Karl XII. mit seinen Truppen nach der fuer ihn siegreichen Schlacht bei Narva im November 1700. Dessen Raeumlichkeiten sollen sich im oest- lichen Bereich der Burg, in einem Herrenhaus aus Holz, das frueher dem Paechter gehoert hatte, befunden haben.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss (Tuulse)
Grundriss 20. Jahrh.
Grundriss 1800 Brotze
Kartenausschnitt 1688
Lageplan 1825 Paulucci
Ansicht 1800 Brotze
Ansicht 1825 Paulucci
Ansicht 1828 Ungern-Sternberg
Ansicht um 1830
Ansicht um 1900 (Loewis of Menar)
Ansichtskarte 1906
Ansichtskarte 1910
Ansichtskarte 1911
Ansichtskarte 1930
Ansichtskarte 1939

Im Verlauf dieses Krieges war die ehemalige Ordensburg Lais mehrfach umkaempft und belagert und wurde schliesslich 1704 von den Russen, nachdem diese bereits Narva und Dorpat erobert hatten, eingenommen und zerstoert. Danach blieb nur noch eine Ruine, die fuer einen Wiederaufbau nicht mehr von Bedeutung war. Die Burgruine weit ausserhalb des eigentlichen Dorfes Laiuse ist heute frei zugaenglich.


Die Ruine der Burg Lais ist in der offiziellen Denkmalschutzliste Estlands unter der Nummer 23932/304 seit 12.08.1999 als architektonisches Denkmal erfasst.


Zeittafel:


1406 urkundliche Erwaehnung
1416-17 Sitz von Burggrafen des Deutschen Ordens
1520-58 werden dre Hauptleute genannt
1558 Eroberung durch russische Truppen
1559 erfolgloser Rueckeroberungsversuch durch den Ordensmeister Kettler
bis 1622 polnischer Verwaltungssitz
1623 im Besitz des Oberst Henrik Fleming
1700-01 Hauptquartier des schwedischen Koenigs Karl XII.
1704 Einnahme und Zerstoerung durch russische Truppen waehrend des Grossen Nordischen Krieges


Fotos und Panoramen:


Album mit 47 Fotos


vor Ort

2008

2010

2012


interaktive Panoramen (www.panoramaburgen.de)

Torseite
Nordturm
Ostturm
Suedwestseite
Westecke
Burghof mit Nordmauer (HDR)
Burgtor Hofseite
Ostturm innen
Nordturm innen (HDR)
Burghof mit Suedwestmauer

Literaturauswahl und Links:


Loewis of Menar: Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922
Tuulse: Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942
Fahne:
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint
Miltitzer, Klaus: 
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005
Turnbull:
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004
Borowski, Tomasz: Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010
Helme, Mart: Eestimaa Linnuste Teejuht, 2003
Urban, William: Teutonic Knights - A Military History, Reprint 2011

Chroniken aus dem 14. Jahrhundert:
Heinrich v. Lettland:
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959
Unbekannt:
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844
Hermann v. Wartberge:
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 


Google Maps:
Satellitenbild



www.burgen-im-ordensland.de

 
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