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Beschreibung:
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Bischofsburg: |
Neuhausen in Livland, im Werroschen Kreise, ist unter dem Namen Frauenburg am 25. März 1342 gegruendet, nach anderer Nachricht erst zwischen 1346 und 1353 und zwar auf einer Erhebug am rechten Ufer der Buemse und dem linken des Megositischen Baches, die sich noerdlich von der anhoehe vereinigen, so dass nur an der Suedseite ein Graben noetig war. Die Burg wurde wiederholt erobert, so noch 1661 von den Polen. Sie wird um diese Zeit als fest bezeichnet und von Storno in gutem Zustand dargestellt, duerfte somit erst im Nordischen Kriege zu Grunde gegangen sein.
Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922 |
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Die Weisung, hier 1342 eine Burg zu errichten, kam vom Ordensmeister Burchard von Dreileben, der diesen Stuetzpunkt auch als Gegengewicht zu der 1330 in der Naehe auf russischem Territorium westlich von Pskow erbauten Burg Isborsk sah. In den mittelalterlichen Urkunden wird die Burg Neuhausen auch als Novum castrum und Frauenburg genannt. In Hermann von Wartberges Chronik erwaehnt dieser, dass der Bau der Frawenborch im Dorpater Bistum am Tag der Verkuendigung Marias (25. Maerz) 1342 begonnen wurde. Im ersten Bauabschnitt wurde bis 1353 der rechteckige Hauptturm fertiggestellt, in dessen erstem Stock eine Kapelle untergebracht war, die schon bald darauf eine der wichtigsten Pilgerstaetten im mittelalterlichen Livland werden sollte. In einem Brief an Papst Innozenz VI aus dem Jahr 1354 (im Bittschriftarchiv von Avignon erhalten) beschrieb der Erzbischof von Riga naemlich ein "Wunder", das sich in der Kapelle der Burg Neuhausen ereignet hatte: An einem Abend im September 1353 hoerte man Musik aus der leeren Burgkapelle und die Leute sahen zwei Wachskerzen, die in einem uebernatuerlichen Licht erstrahlten. Das Kreuz, das normalerweise an der Wand noerdlich hinter dem Altar hing, stand nun ohne jede Stuetze in der Mitte des Altars. Als der Brief 1354 geschrieben wurde, war das Kreuz angeblich noch immer dort. Pilger begannen nach Neuhausen zu stroemen, sowohl aus Livland als auch aus Deutschland, und viele, die zuvor blind oder taub gewesen waren, konnten nach ihrer Pilgerfahrt nun wohl wieder sehen bzw. hoeren. In seinem Schreiben an den Papst bat der Erzbischof von Livland auch um Vergebung der Suenden der Besucher der Kapelle mit folgender Begruendung: Die wachsende Zahl der Pilger wuerde die Mittel fuer den Ausbau der Kapelle im Grenzland des Christentums sichern. So war schon aus finanziellen Gruenden voellig klar, dass den Besuchern von Neuhausen ein (kostenpflichtiger) Ablass von vierzig Tagen gewaehrt wurde. Laut den Aufzeichnungen gab es sogar noch im 15. und 16. Jahrhundert Wallfahrten zur Kapelle.
Bis 1379 wurde die Burg noerdlich des Hauptturms durch einen West- und einen Nordfluegel erweitert und mit einer Ringmauer versehen. Die Ostseite war zwar durch den Bachlauf geschuetzt, lag aber niedriger als das gegenueberliegende Ufer. Der zunehmende Einsatz von Feuerwaffen machte es daher notwendig, diese Seite zu verstaerken. Im spaeten 15. und fruehen 16. Jahrhundert wurden an der nordoestlichen und suedoestlichen Ecke der Ostseite zwei runde Kanonen-tuerme errichtet, darunter der reich verzierte Nordturm. Diese Arbeiten dauerten vermutlich bis zum Beginn des Livlaendischen Krieges. Im Sueden befand sich, von der Hauptburg durch einen Graben getrennt, die Vorburg mit diversen Wirtschaftsgebaeuden. |
Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl): | ||||||
Waehrend des Livlaendischen Krieges (1558-1583) wechselte die Burg mehrmals den Besitzer, wurde sowohl von den Polen als auch von den Russen wieder instandgesetzt und gehoerte ab 1625 den Schweden. Bis Ende des 17. Jahrhunderts war die Burg in einem guten Zustand, wie die 1683 und 1692 gefertigten Grundrisse (im Kriegsarchiv in Stockholm) zeigen. Im Grossen Nordischen Krieg (1700-1721) sprengten die Russen dann die Burg, die daraufhin nicht mehr bewohnbar war und zerfiel. Eine Reihe von Ansichten Anfang des 18. Jahrhunderts zeigen nur noch Ruinen. Die Ruine der Burg Neuhausen ist in der offiziellen Denkmalschutzliste Estlands unter der Nummer 14081/585 seit 14.01.1998 als architektonisches Denkmal erfasst. |
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Zeittafel:
25.03.1342 | Baubeginn |
1353 | Ende der ersten Bauphase |
1354 | Wunderlegende und Beginn der Pilgerfahrten zur Burgkapelle |
bis 1379 | Ausbau der Burg zu einer der staerksten im alten Livland |
Ende 15./Anfang 16. Jh. | Verstaerkung der Ostseite durch zwei Kanonentuerme |
zwischen 1558-1583 | mehrmalige Besitzwechsel waehrend des Livlaendischen Krieges |
1625 | im Besitz der Schweden |
zwischen 1700-1721 | Zerstoerung im Grossen Nordischen Krieg durch russische Truppen |
1888 |
umfangreiche Ausgrabungsarbeiten |
Fotos:
Album mit 45 Fotos |
vor Ort |
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2010 |
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Literaturauswahl und Links:
Loewis of Menar: | Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922 |
Tuulse: | Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942 |
Fahne: |
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint |
Miltitzer, Klaus: |
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005 |
Turnbull: |
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004 |
Borowski, Tomasz: | Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010 |
Helme, Mart: | Eestimaa Linnuste Teejuht, 2003 |
Urban, William: | Teutonic Knights - A Military History, Reprint 2011 |
Chroniken aus dem 14. Jahrhundert: |
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Heinrich v. Lettland: |
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959 |
Unbekannt: |
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844 |
Hermann v. Wartberge: |
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 |
Google Maps: |
Satellitenbild |
www.burgen-im-ordensland.de